Mehr zum Thema: Das Pfarrhaus und sein Gönner Max Eugen Noelle

Aufnahme der Villa Noelle als Seniorenpflegeheim „Parkschlösschen“ aus dem Jahr 2020. Foto: Stefanie Waske
Die 1897 errichtete Fabrikantenvilla von Max Eugen Noelle (1861 – 1946) liegt am Boffzener Hoppenberg. Die damals noch unbebaute Anhöhe erlaubte den Blick auf die Glashütte Noelle & von Campe, trennte dessen Familie jedoch von der Arbeitsstätte. Max Eugen Noelle stammte aus einer Lüdenscheider Metallunternehmerfamilie. Sie bezog seit 1870 Glas aus Boffzen, zuerst Siphonflaschen für Sprudelwasser. Glaseinsätze für aus Hartzinnlegierungen hergestellte Britanniawaren folgten. Angesichts finanzieller Schwierigkeiten der Glasfabrik Steinbreite stiegen die Gebrüder Noelle 1874 in die Glasfabrik ein.
Wie wohnten Max Eugen Nolle und seine Familie? Hier das Esszimmer, Wohnzimmer und Wintergarten, aufgenommen in den 1920er Jahren. Fotos: Privatsammlung Stephan Brandt

Die Villa am noch unbebauten Hoppenberg 1914 Foto: Archiv der Gemeinde Boffzen
Die Miteigentümer kontrollierten das Geschäft vor Ort. Hermann Wilhelm Noelle war Prokurist (1874 – 1880). Er lebte in Höxter, heiratete, erbaute 1895 den Noellenhof. Sein seit 1887 in Boffzen tätiger Vetter zweiten Grades Max Eugen Noelle wurde 1896, nach dem Tode des Kompagnons August von Campe, Geschäftsführer. Er bewohnte diese repräsentative Villa bis August 1930. Max Eugen Noelle war ein gläubiger Mensch, Wohltätigkeit Ausdruck seines lebensnahen Protestantismus. Er finanzierte das evangelische Pfarrhaus Boffzen vor, wurde Vormund der Kinder verstorbener Glasmacher und gründete 1891 den firmeneigenen Konsum.

Familienfoto 1903: (von links) Elisabeth Noelle (geb. Schmahlstieg), Tochter Elisabeth (Lisa), Max Eugen Noelle, Sohn Max Joachim, Tochter Klara Foto: Privatsammlung Stephan Brandt
Durch die finanzielle Schieflage und Insolvenz der Gebrüder Noelle, Lüdenscheid, 1931 ging die Villa in den Besitz der Glashütte über und sie wurde später verkauft. Max Eugen Noelle starb 1946 in Berlin.

Die Villa als Jugenderholungsheim, undatiert, nach 1945 Foto: Archiv Freundeskreis Glas
Ab 1935 nutzte die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung das Anwesen als Landjahrlager erst für Jungen, 1936–1937 für Mädchen. Sie arbeiteten in der Landwirtschaft und wurden im Sinne des Nationalsozialismus erzogen. 1938 beherbergte die Villa ein Jugenderholungsheim, nach dem Krieg ein Kinderheim. Im 1986 weiterverkauften Anwesen wurde 1996 das Seniorenpflegeheim „Parkschlösschen“ eröffnet.