Freundeskreis nimmt Platz bei Tecta

Warum hat der Stuhl einen Kragen? Wie inspirierte der Fahrradlenker Marcel Breuer, einen Gestalter des Bauhauses? Und wie kamen die schwingenden Stühle nach Lauenförde? Diese Fragen und einige mehr beantwortete Rosmarie und Friedrich Eckebrecht in ihrer Führung durch das Tecta Kragstuhlmuseum. Sie erzählten den Vereinskolleginnen und Kollegen des Freundeskreises Glas, wie die Güstrower Unternehmer Bruchhäuser sich entschieden, ihren verstaatlichten Familienbetrieb in der DDR 1972 zu verlassen, um ein neues Leben in Westdeutschland zu beginnen.

Rosmarie Eckebrecht führt die Mitglieder des Freundeskreises Glas durch die Ausstellung des Tecta Kragstuhlmuseums. Fotos: Stefanie Waske und Uwe Spiekermann

Im Gepäck hatten sie ihre Vision, Möbel der Moderne zu bauen, aus der Kunstschule des Bauhauses oder von Entwerfern wie dem Franzosen Jean Prouvé. Ihre Ideen setzen sie in Lauenförde beim Architekten Hans Könecke in dessen Betrieb Tecta um. Axel Bruchhäuser begab sich auf die Spuren der Entwerfer des Bauhauses, fertigte deren Möbelentwürfe fortan in Lizenz an der Weser. Mit dem Vater übernahm er bald darauf Köneckes Betrieb. Über die Jahre entstanden zahlreiche neue Kontakte – unter anderem zum Künstler Stefan Wewerka und dem Architektenpaar Alison und Peter Smithson aus Großbritannien, das nicht zuletzt das Kragstuhlmuseum entwarf.

Mittlerweile führt Bruchhäusers Neffe Christian Drescher mit seiner Frau Daniela das Unternehmen mit seinem großflächigen Museum. Über drei Hallen konnten die Glasfreude mehr über die Geschichte des hinterbeinlosen Stuhles erfahren, meist als Freischwinger bezeichnet. Von historischen Modellen aus den 1920er Jahren bis zu Kreationen der gegenwärtigen Tecta-Produktion war alles vertreten – und zu testen. Die Glasfreunde gerieten beim Probesitzen manches Mal ins Schwingen. Wie stellte der russische Avantgardist El Lissitzky 1926 fest: „Unsere Architektur rollt, schwimmt, fliegt. Es kommt das Schweben, Schwingen.“ Manche Glasfreundin oder Glasfreund mochte gar nicht wieder aufstehen von den Möbeln, kundig erklärt vom Ehepaar Eckebrecht. Vorsitzender Walter Waske dankte ihnen im Namen des Vereins für die mitreißende und informative Führung.

Hinsetzen und auch liegen ausdrücklich erwünscht – wenn es sich denn nicht um die historischen Schätze der Ausstellung handelt. Fotos: Stefanie Waske

Kragstuhlmuseum Tecta

Öffnungszeiten

April bis Dezember

Fr 10 – 17 Uhr

Sa 10 – 16 Uhr

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