„Nichts Anderes hat den Namen Böhmens so weit in die Welt getragen wie sein Glas.“ So schrieb Edmund Schebek 1878 in seiner Geschichte von Böhmens Glasindustrie und Glashandel. In den waldreichen Gegenden Nordböhmens gab es seit dem 13. Jahrhundert eine weit in den europäischen Raum ausstrahlende Glasproduktion. Im Laufe der Jahrhunderte setzte sie Trends für Form und Gestaltung bei Gebrauchsglas, aber auch gläsernem Zierrat für herrschaftliche Tafeln.

Das Glasmuseum Immenhausen präsentiert seit dem 6. Mai 2023 eine große Zahl herausragender Stücke aus der Zeit des Historismus und des Jugendstils, also der Zeit von ca. 1870 bis 1920. Dank der Glasleidenschaft insbesondere eines auch mit den Boffzener Glasfreunden eng verbundenen Sammlers bietet die Ausstellung einen opulenten Überblick des Schaffens zweier damals führender Unternehmen: Die Gräflich Haarachsche Glasfabrik Neuwelt (im heutigen Dreiländereck von Tschechien, Polen und Deutschland) wurde bereits im frühen 18. Jahrhundert gegründet und war schon im frühen 19. Jahrhundert ein Vorzeigebetrieb im Habsburgischer Kaiserreich. Die 1857 gegründete Glasmanufaktur von Ludwig Moser und Söhnen profitierte vom internationalen Glanz Karlsbads und verband die Tradition der Kristallglasproduktion mit den modischen Trends des bürgerlichen Zeitalters.
Die beiden Fotos von der Ausstellungseröffnung zeigen vergoldete und farbig gestaltete Gläser – deren Zartheit und technische Virtuosität bis heute besticht. Trinkgläser und Vasen wurden mit Raffinesse und Sachverstand immer wieder umgestaltet, um in den Kabinetten und auf den Tafeln ihren Platz zu finden – schließlich waren Historismus und Jugendstil auch Gestaltungsmoden im Hinblick auf einen wachsenden Markt in Europa und dann auch den USA.
Sie wollen sich ein eigenes Bild machen? Der Freundeskreis Glas wird die Ausstellung „Böhmische Glaskunst“ am 18. Juni 2023 im Rahmen einer in Boffzen beginnenden Tagesfahrt besuchen. Wir bitten um Anmeldungen unter walter.waske@t-online.de bzw. 05271-950304 an.